Anmerkung: Ich entschuldige mich a) dafür, dass dieses Chapter solange gedauert hat, doch ich dachte kurzzeitig daran, das Schreiben ganz aufzugeben. Mittlerweile habe ich diese Phase wieder überwunden. Und b) dafür, dass dieses Chapter so deprimierend anfängt. Doch obwohl ich in Hermine ein starkes Mädchen sehe, so glaube ich, dass ihr der Gedanke, allein und ohne Freunde zu sein, sehr viel Angst macht.

Vorspiel, Teil 4

08.09. Montag

Liebes Tagebuch,

Heute war einer der schlimmsten Tage meines Lebens. Ich konnte mich einfach nicht auf den Unterricht konzentrieren. Weder habe ich Professor Flittwicks Äußerungen lauschen können, noch Professor Binns Darstellung des zweiten werwölf'schen Konzils aufgeschrieben. Der Höhepunkt allerdings war Verwandlungen nach dem Mittagessen. Anstatt meinen Kater Krummbein zu schrumpfen verpasste ich ihm ein paar Flügel. Die ganze Klasse fing an zu lachen und ich erinnerte mich an Snapes Worte:,, Ich kann mir kaum vorstellen, dass es für jemanden in Ihrem Alter schön ist, der Klassenschreck zu sein." Bin ich wirklich der Klassenschreck? Haben alle nur gelacht weil die ,perfekte' Hermine Granger endlich einen Fehler gemacht hat? Könnte es sein, dass meine Besserwisserei tatsächlich dazu geführt hat, dass mich keiner mehr leiden kann? Und Harry und Ron haben mitgelacht.

Im Moment sitzen sie unten im Gemeinschaftsraum und machen ihre Wahrsagen - Hausaufgaben. Ob sie über mich reden? Ob alle über mich reden? Über den Klassenschreck wird normalerweise immer getuschelt und gelästert. Wieso sollte es bei mir anders sein? Zieht Ron mich nicht oft genug auf? Wer garantiert mir, dass seine Späße, die ich immer für solche gehalten habe, nicht doch ernst gemeint sind? Ich weiß, ich sollte mich nicht so in etwas hineinsteigern, ich sollte Ron und Harry nach allem was wir überstanden haben, vertrauen, aber irgendeine fiese kleine Stimme in meinem Kopf ( die sich merkwürdigerweise wie Professor Snape anhört) flüstert dauernd die Worte:,, Ich habe Sie noch nie mit jemand anderem außer Mister Potter und Mister Weasley gesehen. Und selbst diese Beiden ziehen einander vor. Könnte es vielleicht sein, dass Ihre besserwisserische, hochmütige Art nicht nur Ihren Klassenkameraden genauso auf die Nerven fällt wie mir sondern auch Ihren Freunden?" Ich hätte nie Zaubertränke wählen sollen. Ich werde wechseln. Wenn man das kann. Bei Merlin, hoffentlich kann man es.

09.09 .Dienstag

Liebes Tagebuch,

Heute habe ich viel von meiner Stärke verloren. Nach dem Unterricht bin ich zu Professor McGonagall gegangen und bat sie um ein kurzes Gespräch. In wenigen Sätzen machte ich ihr klar, dass ich gerne Zaubertränke gegen ein anderes Fach, Arithmantik oder ähnliches, eintauschen würde und fragte, ob dies noch möglich sei. McGonagall sah mich während des ganzen Gesprächs mit einem verwunderten Blick an, den ich nicht erwidern konnte. Liebes Tagebuch, du weißt gar nicht, wie klein und minderwertig ich mir vorkam. Als ich meine Ausführungen beendet hatte, sagte McGonagall etwas, was mich sehr überraschte:,, Nun, sicherlich können Sie Ihre Fächer wechseln - zumindest in den ersten zwei Monaten. Allerdings kann ich Ihnen nicht vorenthalten, dass ich über Ihre Entscheidung sehr enttäuscht bin." Ich sah sie überrascht an.,, Ich bin enttäuscht," begann McGonagall langsam.,, Weil ich dachte, Sie seien eine Schülerin, die sich nicht von Ihren Interessen abbringen lässt - egal, was gewisse Personen." Ihre Nasenflügel bebten leicht,,, über Ihre Entscheidungen denken." Sie machte eine Pause und fügte dann hinzu:,, Aber ich werde Ihre Entscheidung selbstverständlich akzeptieren. Bis Samstag erwarte ich Ihre neue Wahl. Sie können gehen."

Ich muss gestehen, ihre Worte machten mich nachdenklich. Ich hasse es, Menschen zu enttäuschen und gerade Professor McGonagall -... Dennoch. Meine Entscheidung steht fest. Ich muss mich schon mit der Tatsache herumschlagen, dass ich keine Freunde habe. Ich brauche nicht noch mehr von Snapes Äußerungen, die mein Leben ruinieren.

11.09. Donnerstag

Liebes Tagebuch,

Snape weiß es. Er weiß, dass ich das Fach wechseln möchte. Sein triumphierender Blick, den er mir heute in Zaubertränke zuwarf, sprach Bände. Tief in meinem Herzen rüttelte es. Mein Stolz klopfte an und wollte herausgelassen werden. Doch ein Blick zu Harry und Ron, die in ihre Tränke vertieft waren, ließ mich ihn wieder anketten. Soll Snape sich von mir aus drei Jahre an meinem Versagen ergötzen. Ich habe diese ewigen Spielchen satt.

12.09. Freitag

Liebes Tagebuch,

Freitag- ein Tag der Entscheidungen. Erstens: Mein Animagus - Status wird der einer Maus sein. Denn so fühle ich mich und so sollte ich demnach auch aussehen. Zweitens: Zauberkunst wird Zaubertränke ersetzen. Zum Teil, weil Professor Flittwick ein sehr netter Mensch und Lehrer ist und zum zweiten weil es doch noch interessanter und wahrscheinlich nützlicher ist als Arithmantik. Ron und Harry sind draußen und trainieren für das Quidditch - Spiel am Sonntag - Hufflepuff gegen Gryffindor. Langsam fange ich an, die Beiden zu vermissen. Ich habe in den letzten drei Tagen so wenig wie möglich mit ihnen geredet und sie scheinen es nicht einmal gemerkt zu haben. Wahrscheinlich sind sie so glücklicher, in trauter Zweisamkeit.

13.09. Samstag (nachmittags)

Liebes Tagebuch,

der Grund, wieso ich ausnahmsweise schon nachmittags und nicht erst abends schreibe, ist folgender: SNAPE HATTE UNRECHT ( entschuldige die dicken, großen Buchstaben, die man auch noch drei Seiten später sehen wird, aber ich musste es einfach über die halbe Seite kritzeln).

Heute morgen, direkt nach dem Frühstück, habe ich mich in die Bibliothek zurückgezogen und wie immer in einem Berg von Büchern vergraben. Was hätte ich auch sonst machen sollen? Ein paar Leute sind nach Hogsmeade gewandert und ich dachte, auch Harry und Ron wären darunter, als plötzlich eben jene die Bibliothek betraten. Erstaunt sah ich sie an. Normalerweise hätten die Beiden sich eher mit einem Monster duelliert anstatt samstags in der Bibliothek zu sitzen.

Als sie mich sahen, kamen sie auf mich zu.,, Hermine, hier bist du ja!" sagte Ron und grinste mich an.,, Wir haben dich schon überall gesucht!" ,, So?" fragte ich betont gleichgültig.,, Ja. Komm, lass die Bücher Bücher sein, wir gehen nach Hogsmeade," sagte Ron und wollte mich hochziehen, doch ich schüttelte seine Hand ab. Ron runzelte die Stirn.,, Was ist denn los?" fragte er.,, Nichts," meinte ich und las weiter.,, Hermine, die ganze Woche gehst du uns schon aus dem Weg!" erwiderte er und Harry nickte bekräftigend.,, Als wenn euch das was ausmachen würde!" sagte ich.,, Natürlich macht uns das etwas aus!" rief Ron empört.,, Ach ja? Ihr könnt es ruhig sagen, meine Besserwisserei geht euch genauso auf die Nerven wie allen anderen!" Ron sah mich etwas verdattert an. Dann stahl sich ein Grinsen auf seine Lippen.,, Du bist sauer wegen Verwandlungen," mutmaßte er.,, Nein," sagte ich doch meine Stimme klang nicht sehr überzeugend.,, Aber Hermine, das war doch nicht Böse gemeint," erklärte Harry.,, Krummbein sah mit Flügeln einfach zu komisch aus." ,, Oh ja," grinste Ron und auch ich erinnerte mich an diesen - zugegeben komischen - Anblick und lächelte leicht. ,, Na also, geht doch!" Ron tätschelte mir freundschaftlich den Kopf.,, Und nun erklär uns bitte mal, wie du auf die dumme Idee gekommen bist, dass wir nicht gerne mit dir befreundet sind." ,, Ach, ist doch jetzt nicht mehr so wichtig," wiegelte ich ab.,, Doch, ist es," meinte Harry ernst und ich erzählte ihnen von meiner Unterredung mit Snape. ,, Das darf doch nicht war sein!" rief Ron außer sich.,, Hast du schon mit McGonagall darüber gesprochen?" fragte Harry, doch ich schüttelte den Kopf.,, Nein." ,, Hermine, dieser...hat dich beleidigt! Das darfst du nicht auf dir sitzen lassen!" empörte sich Ron., In der Tat," stimmte Harry zu.,, Nein, lasst mal. Ich habe eine viel bessere Idee," erwiderte ich und ein Funkeln stahl sich in meine Augen.

Als wir am späten Nachmittag aus Hogsmeade zurückkehrten, ging ich sofort zu Professor McGonagall, die im Klassenzimmer saß und wohl eine Unterrichtsstunde vorbereitete. ,, Professor McGonagall?" fragte ich. Sie hob den Kopf und winkte mich zu sich.,, Miss Granger?" ,, Ich wollte fragen ob es eventuell möglich ist, dass ich meine Entscheidung betreffend Fächerwechsel zurückziehe?" Zuerst sah sie etwas verblüfft aus, doch dann trat ein seltenes Lächeln auf ihre Lippen.,, Nun, die Frist von einer Woche ist noch nicht verstrichen. Wenn Sie wollen kann ich Sie wieder für Zaubertränke einschreiben," beantwortete sie meine Frage. Ich nickte.,, Das möchte ich." ,, Ich werde es noch heute erledigen," versprach McGonagall.,, Sie wissen nicht, wie sehr es mich freut, das endlich jemand den Mut hat, Professor Snape die Stirn zu bieten. Ach, heute Abend um 20 Uhr hier. Ich hoffe, Sie haben sich bereits ein Tier ausgesucht?" ,, In der Tat," erklärte ich.,, Und? Was für eines?" wollte McGonagall wissen. ,, Ein Fuchs," erwiderte ich.

14.09. Sonntag

Liebes Tagebuch!

Gryffindor hat das Spiel gewonnen! 140:70! Ron und Harry sind stolz wie Oskar und unten im Gemeinschaftsraum wird natürlich kräftig gefeiert. Daher kann ich auch nicht länger schreiben - Ron hat mich persönlich eingeladen.

18.09. Donnerstag

Liebes Tagebuch!

Mein Plan ist aufgegangen. Heute hatte ich wie jeden Donnerstag eine Doppelstunde Zaubertränke ( wenn ich so recht nachdenke ist Snape der einzige Lehrer, der noch nie aus Krankheitsgründen ausgefallen ist). Die Stunden an sich waren eigentlich relativ human ( für Snape), er hat Gryffindor nur die üblichen 20 Punkte abgezogen und ich dachte schon fast, er hätte die ,freudige' Nachricht, dass ich wieder Zaubertränke belegt habe, noch nicht erfahren - doch ich täuschte mich. Nach der Stunde, als ich gerade mit Ron und Harry den Raum verlassen wollte, sagte Snape, eisig wie eh und je:,, Sie bleiben noch, Miss Granger." Ron und Harry warfen mir einen besorgten Blick zu, bevor sie verschwanden.,, Ja, Professor?" fragte ich mit fester Stimme.,, Wie ich erfahren habe, haben Sie sich doch noch einmal um entschieden. Äußerst bedauerlich. Fast glaubte ich, Sie hätte Ihre gryffindor'sche Naivität abgelegt und endlich an Verstand dazu gewonnen," meinte Snape wie beiläufig, doch seine Augen funkelten. Er war sauer darüber, dass es ihm offensichtlich doch nicht geglückt war, mich abzuschrecken.,, Nun, wissen Sie, Professor, zum Einen lagen Sie mit Ihren Vermutungen einfach falsch und zum Anderen muss ich zwar zugeben, dass es mir besonders nach unserem letzten Gespräch sehr schwer fiel, Sie nicht zu hassen, doch dann wurde mir klar, dass Hass eigentlich nur eine sehr feige Version von Liebe ist, die meistens von Leuten gebraucht wird, die außerstande sind, Gefühle wie Enttäuschung oder Zorn richtig auszuleben." Snape bedachte mich mit einem gefährlichen Blick.,, Glauben Sie etwa, Miss Granger, dass ich meinen Zorn nicht ausleben kann? Das wäre wirklich über alle Maßen töricht von Ihnen." Ich zuckte betont gleichgültig mit den Schultern.,, Ich schätze, ich werde es früher oder später herausfinden, nicht wahr?" Und mit dieser rhetorischen Frage drehte ich mich um und ging.