Vorwort
Fünf Jahre später... Asche auf mein Haupt.
Ich muss gestehen, dass ich diese ff fast vergessen hatte. Doch durch einen glücklichen Zufall habe sie wiederentdeckt und mich daran erinnert, wie viele Freude mir das Schreiben gemacht hat.
Vielleicht gibt es hier ja noch den ein oder andere Leser von damals, der wissen möchte wie es weiter geht. So oder so hoffe ich, dass ihr noch Spaß an dieser Geschichte habt und ich Euch gerade in dieser, für viele schweren, Zeit vielleicht ein bisschen Freude damit machen kann!
Noch kurz in eigener Sache:
Die neuen Kapitel (ab 4) sind noch nicht korrekturgelesen. Auch wenn ich mich bemühe, sind die deutsche Rechtschreibung und ich immer noch keine Freunde. Durch meine lange Abwesenheit und die Tatsache, dass ich zu einigen alten Accounts keinen Zugang mehr habe, besteht leider kein auch Kontakt mehr zu meiner alten Betaleserin :-(
Sollte sich also jemand finden, der Spaß daran hätte die Kapitel vorab zu lesen und zu korrigieren, würde ich mich sehr über eine Nachricht freuen!
Kapitel 3
Wieder in der Gegenwart
Captain Jack Sparrow war vieles, aber nicht töricht und so hatte er es nicht gewagt länger als einen kurzen Moment an dem noch offenem Grab stehen zu bleiben. Sein Blick wanderte aufmerksam über den kleinen Friedhof bevor er den Hügel wieder hinab stieg. Zufrieden stellte er fest, dass niemand da war, der seine Anwesenheit hätte bemerken können.
Auch wenn er es selber niemals zugeben würde, war es ihm ein Bedürfnis gewesen sich von seinem ehemaligem Widersacher zu verabschieden. Als ihn vor ein paar Wochen die ersten Nachrichten über den Tod des Commodores erreicht hatten, war er nicht bereit gewesen ihnen zu glauben.
Es war gerade zu lächerlich, dass ausgerechnet Norrington bei einem Sturm über Bord gegangen und ertrunken sein sollte. Und doch hatten sich die Gerüchte hartnäckig gehalten und waren irgendwann zur Gewissheit geworden als er die erste englische Flagge auf Halbmast wehen sah. Merkwürdiger Weise hatte er bei ihrem Anblick keinerlei Erleichterung empfunden.
Am Friedhofszaun angekommen blieb er kurz stehen um einen Blick auf seinen Kompass zu werfen. Wie so oft in den letzten Tagen rotierte die kleine Nadel, zeigte mal in die eine, mal in die andere Himmelsrichtung und kam nicht zum Stillstand.
Jack hatte sich schon länger gefragt, ob das wertvolle Stück vielleicht Schaden genommen hatte. Normalerweise war es ein sicherer Wegweiser und hatte ihm stets treue Dienste geleistet. Es führte die Pearl auf die Routen reich beladener Handelsschiffe und wusste wann es ihn gen Land nach Tortuga zog. Bis vor wenigen Monaten hatte er seinem Kompass blind vertraut.
Dieser Umstand hatte sich geändert als sie vor Trinidad fast in eine Bucht voller Navyschiffe eingelaufen wären. Erst im letzten Moment hatte Marty, vom Krähennest aus, die Gefahr erkannt und das Unheil abgewendet. Seit diesem Vorfall sah er jede Bewegung der kleinen Nadel mit Skepsis.
Und so schob er das schwarze Kästchen achselzuckend wieder zurück in die Tasche seines Mantels. Jack konnte nicht begründen warum, aber er hatte die leise Hoffnung gehabt, dass sein Kompass in Port Royal wieder normal funktionieren wurde.
Hier hatte vor etwas mehr als einem halben Jahr alles angefangen. Alles was er an jenem Tag gewollt hatte, war sich ein neues Gefährt zu besorgen nachdem seins, das er sich nicht ganz einvernehmlich geliehen hatte, gesunken war.
Damals hatte er nicht anders gekonnt, als er eines der schnittigen Navyschiffe nahezu unbewacht an einem der Stege liegen sah. Schiffe hatten schon immer eine besondere Anziehungskraft auf ihn gehabt und dieses schien ihn mit seinem schlanken Rumpf und den perfekt ausgerichteten Masten besonders in den Bann zu ziehen.
Die zwei einfältigen Gardisten die es bewachten, waren keine wirkliche Hürde gewesen und so stand er innerhalb weniger Augenblicke ungehindert hinter dem Steuer der Interceptor. Auch wenn er noch keinen Plan hatte wie er das Schiff alleine aus der Bucht segeln wollte, stand für ihn fest, das er es unbedingt wollte.
Und wer weiß, vielleicht hätte er in diesem Moment eine Möglichkeit gefunden mit der Interceptor den Hafen zu verlassen, wäre da nicht eine gewisse Governorstochter plötzlich von den Klippen über ihm gestürzt. Der überaus gewissenhaften Ausbildung der Soldaten ihrer königlichen Majestät sei Dank bestand nun keine Möglichkeit mehr sich mit seinem Objekt der Begierde davon zu stehlen, wollte er nicht in Kauf nehmen, dass die junge Frau ertrank.
Als sei das alles nicht bereits schlimm genug gewesen, hatte man als Dank für seine gelungene Rettungsaktion versucht ihn festzunehmen. Jack hatte bereits bei seiner ersten Begegnung mit Norrington geahnt, dass der Commodore ein Gegner war den er nicht unterschätzen sollte. Der Ruf der dem Mann voraus eilte, machte deutlich, dass keine Piratencrew, die das Pech hatte den Weg des Commodores zu kreuzen, mit dem Leben davon gekommen war.
Und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass Norrington bei ihrem ersten Zusammentreffen alles daran gesetzt hatte Jack gefangen zu nehmen anstatt einfach nur glücklich darüber zu sein, dass die damals potentiell zukünftige Mrs Norrington nicht mit Lungen voller Wasser am Grund des Meeres lag.
Während er daran dachte, was vor ein paar Monaten passiert war, hatte ihn seine Füße fast ohne sein Zutun in Richtung der kleinen Hafenstadt getragen. Da Jack bereits fast dort war, beschloss er, auch wenn es sicher nicht der beste Zeitpunkt dafür war, der jetzt zukünftigen Mrs Tuner und ihrem Verlobten einen Besuch abzustatten.
Sein erster Anlaufpunkt war die Schmiede von Mr Brown in der er William Turner immer noch als Gesellen vermutete. Es war wirklich eine Schande, dass der Junge an einem Amboss verkümmerte. Sicher verstand er sein Handwerk durchaus, doch Jack hatte schnell bemerkt wo das wahre Talent des jungen Mannes lag. In ihm schlug, genau wie in seinem Vater, das Herz eines Piraten.
Auch wenn William alles getan hatte um diesen Umstand zu leugnen, war Jack sich sicher, dass der Moment kommen würde indem er die Wahrheit erkannte. Niemand konnte auf Dauer vorgeben jemand zu sein der er nicht wirklich war und seinem Schicksal entgehen. Jack hatte diese Lektion bereits vor vielen Jahren auf die harte Art lernen müssen und hoffte, dass dem Jungen diese Erfahrung erspart blieb.
Nicht zum ersten Mal stellte er fest, dass er so etwas wie Zuneigung für Stiefelriemens Sohn und dessen Verlobte empfand. Die beiden waren nach langer Zeit die ersten Menschen gewesen die naiv genug waren ihm, obwohl sie ihn nicht kannten, ein gewisses Vertrauen entgegen zu bringen. Und so konnte Jack nicht anders als sich schließlich doch noch auf ihre Seite zu stellen, auch wenn sich zu Anfang alles in ihm dagegen gesträubt hatte.
Tatsächlich hatte der junge Schmied ihn danach nicht enttäuscht. William Turner hatte versucht seine Hinrichtung zu verhindern und damit sein eigenes Leben leichtfertig aufs Spiel gesetzt. In jenem Moment wurde ihm die Ähnlichkeit zwischen dem Jungen und seinem Vater schmerzlich bewusst. Wie Bill der damals bei der Meuterei, durch die er die Pearl verloren hatte, an seiner Seite stand, war auch sein Sohn bereit gewesen ihn im Glauben an die gerechte Sache zu verteidigen. Glücklicher Weise hatten sie es dieses mal nicht mit anderen Piraten zu tun und so hatte William, anders als sein Vater, nicht mit dem Leben dafür bezahlt.
Doch letzten Endes, und am dem Punkt war Jack ausnahmsweise vollkommen ehrlich zu sich selbst, gab es nur einen Mann der dafür verantwortlich war, dass er diesen Tag in Fort Charles überlebt hatte und sich nun den Kopf darüber zerbrechen konnte. Ironischer Weise war es niemand anderes als Commodore Norrington, der erfolgreichste Piratenjäger in der Geschichte der Navy, gewesen der ihn hatte entkommen lassen.
Bis heute wusste Jack nicht warum die Kanonen des Forts in dem Moment da die Pearl in den Hafen von Port Royal einlief nicht abgefeuert wurden und kein Schiff ihnen nachgesetzt hatte. Jack hatte nur über die Motive des Mannes mutmaßen können, war aber nie zu einem rechten Schluss gekommen.
Auf den schmalen Gassen der kleinen Hafenstadt durch die er jetzt streifte, waren angenehmer Weise kaum Menschen unterwegs. Dafür war vermutlich die sengende Sonne verantwortlich die, obwohl die Mittagsstunden längst vorüber waren, noch nicht an Intensität verloren hatte.
Als Jack die Schmiede betrat, funkelte in der Feuerstelle nur noch ein müder Rest Glut. Wie auch bei seinem letzten Besuch hing ihr Besitzer mehr als das er saß auf einem Schemel in der Ecke des Raumes und schnarchte geräuschvoll. Nicht ganz ohne Bewunderung stelle Jack fest, dass der Mann eine Rumflasche in der Rechten hielt und sie trotz seines Zustand anscheinend fest umklammerte.
Vorsichtshalber nahm er ihm die Flasche ab. Nicht das der gute Alkohol doch noch auf dem Boden landete. Einen tiefen Schluck nehmend, verzog er kurz das Gesicht. Der Rum war überraschend schlecht für einen Mann der für die Navy arbeitete und eigentlich genug Gold haben sollte um sich besseren Alkohol leisten zu können.
Da Will nicht zu sehen war, beschloss er den dunkeln Raum wieder zu verlassen.
Er hatte bereits befürchtet, dass der Junge sich an diesem Tag zusammen mit seiner Verlobten in der Villa des Gevenors befand. Für einen kurzem Moment wog er die Risiken ab, die gegen einen Besuch bei Port Royals Oberschicht sprach.
Wenn Jack sich nicht sehr irrte, würde das Haus von Port Royals oberstem Politiker voller Menschen sein. So wie Jack den Mann einschätzte hatte der Gonernor es sich nicht nehmen lassen die Trauerfeierlichkeiten für seinen ehemaligen Wunschschwiegersohn auszurichten.
Demnach war ein nicht zu vernachlässigendes Argument gegen einen Abstecher in die Villa die sicherlich zahlreiche Anwesenheit diverser Navyoffiziere. Allerdings hatte sich Jack Sparrow noch nie durch vernünftige Argumenten von etwas abhalten lassen.
Und so beschloss er sich auf den Weg in Richtung Stadtrand zu machen, wo die Häuser der besser gestellten Bürger lagen. Obwohl Jack nicht genau wusste wo das Anwesen der Familie Swan lag, war es nicht schwer das Haus auszumachen. Angesichts der Ereignisse des heutigen Tages konnte es sich nur um die ausladende, in hellen Tönen gestrichene, Villa handeln vor der zahlreiche Kutschen standen. Anders als bei den meisten Häusern die er passiert hatte, standen die Tore, die den Durchgang zu dem weitläufigen Grundstück bildeten, weit offen.
Da ihn bisher niemand auf seinem Weg hierher gesehen hatte, beschloss er diesen Zustand aufrecht zu erhalten. Langsam und darauf bedacht seine Umgebung genau im Auge zu behalten, begann Jack dem Zaun des Grünstücks zu folgen um auf die Rückseite des Anwesens zu gelangen.
Wie erhofft, bot sich dort die Gelegenheit, vom Haus aus unbeobachtet, den hohen Zaun zu überqueren. Die gusseisernen Streben stellen keine wirkliche Herausforderung dar. Durch das geschwungene Zierwerk fanden seine Füße leicht Halt und ermöglichten es in kürzester Zeit auf die andere Seite zu gelangen. Kopfschüttelnd fragte sich Jack, welchen Sinn ein Zaun hatte wenn er einen nicht davon abhalten konnte sich Zutritt zu verschaffen.
Bevor er weiter ging, nahm er sich einen Moment Zeit das Haus und den Garten, in dessen hinterster Ecke er sich jetzt befand, genauer zu betrachten. Wie nicht anders erwartet erstreckte sich vor ihm ein akribisch gepflegter Park. In mitten der in Form geschnittenen Büsche und der penibel angelegten Beete gab es kaum einen Ort an dem Jack mehr fehl am Platz gewesen wäre. Jeder einzelne sattgrüne Grashalm unter seinen Füßen hatte exakt die gleiche Länge. Der Gärtner des Governors musste ein Meister seiner Kunst sein, wenn er es geschafft hatte auf dem sandigen Boden perfekten englischen Rasen zu züchten. Die Villa stand der Parkanlage die es umgab in nichts nach. Ihre Fassaden waren in makellosem Weiß getüncht auf dem kein einziger Fleck zu sehen war.
Jack wollte gerade seine Deckung hinter zwei dicht bewachsenen Büschen verlassen als er plötzlich Schritte auf einem der nahen Kieswege hörte.
Er war nicht unbedingt erpicht darauf in Swans Hibiskusbüschen erwischt zu werden und so ging er in die Hocke in der Hoffnung, vom Weg aus, nicht mehr zu sehen zu sein. Die Schritte kamen seinem Versteckt unangenehm nahe bevor sie jäh verstummten und er stattdessen eine gedämmte Stimme vernahm.
„Ich hoffe Ihr habt gute Nachrichten wenn ihr es riskiert hier aufzutauchen." Die Stimme des Mannes klang deutlich ungehalten und weckte eine leise Erinnerung in Jack. Auch wenn er sie absolut nicht einordnen konnte, hatte er das Gefühl sie schon einmal gehört zu haben.
„Bedauerlicher Weise nicht. Er wurde auf Hispaniola gesichtet und versucht offensichtlich zurück nach Port Royal zu kommen." Antwortete jetzt eine zweite Stimme.
„Dann sorgt dafür, dass das nicht passiert!" Jack kam trotz des inzwischen leicht aggressiven Tonfalls nicht umhin die sorgsam unterdrückte Angst, die in den Worten des Mannes lag, zu bemerken.
„Darf ich Euch daran erinnern, dass Ihr es wart, der den Commodore hat entkommen lassen?" „Keiner hätte ahnen können, dass Norrington zu so drastischen Maßnahmen greift!"
„Wohlmöglich habt Ihr ihm keine andere Wahl gelassen."
Plötzlich war es Jack nicht mehr möglich dem Gespräch der beiden Männer zu folgen. Sein Herz hatte für einen Schlag ausgesetzt und sein Verstand weigerte sich das Gehörte zu verarbeiten.
Doch noch bevor er sich über diese ungewöhnlich heftige Reaktion wundern konnte, war er gezwungen seine Aufmerksamkeit wieder auf die beiden Männer zu lenken. Diese hatten sich wieder in Bewegung gesetzt und passierten die Büsche hinter denen er kauerte. Seine Hand wanderte unwillkürlich zur Waffe an seinem Gürtel. Durch eine licht bewachsene Stelle erhaschte er einen Blick auf das Gesicht des ersten Sprechers, der jetzt stehen blieb. Jacks Augen zogen sich unwillkürlich zusammen als er den Mann erkannte.
Es handelte sich nicht nur um einen Navy-Offizier, was bereits schockierend genug gewesen wäre, es war jemand von Norringtons eigenen Männern! In der kurzen Zeit die Jack damals an Bord der Dauntless verbracht hatte, war ihm der junge Mann in mitten der anderen weißgepuderten Häupter nicht groß aufgefallen. Aber nun wo er das Gesicht wieder vor sich sah, konnte er sich daran erinnern, dass es sich um einen der Führungsoffiziere handelte.
Auch wenn Jack die genauen Umstände von Norringtons Verschwinden nicht kannte, war er sich sicher, dass der Commodore sein Schiff kaum freiwillig verlassen hätte. Der Mann war der Inbegriff von Loyalität und Pflichtbewusstsein und hätte der Navy ohne einen verdammt guten Grund niemals den Rücken gekehrt.
Er musste seine Gedanken jäh unterbrechen als der Fremde weiter sprach: „Ich habe lediglich den Auftrag Euch zu unterstützen. Und falls ihr es vergessen habt, wenn die falschen Personen hiervon Wind bekommen, ist es Euer Kopf der als erstes rollt. Also solltet Ihr darüber nachdenken Eure Bemühungen zu intensivieren."
Statt der zu erwartenden Antwort verschwand der Kopf des Offizier wieder aus seinem Sichtfeld, während die langsam leiser werdenden Schritte ihm verrieten, dass der Mann sich offensichtlich entschieden hatte das Gespräch zu beenden.
Jack versuchte noch seine Position zu verändern um vielleicht einen Blick auf den unbekannten Mann werfen zu können, doch dieser hatte sich ebenfalls abgewandt sodass Jack nur noch seinen Rücken ausmachen konnte.
Nachdem die Schritte beider Männer nicht mehr zu hören waren, wartete er noch einen kurzen Moment bevor er aus den Sträuchern heraus trat. Dabei kreisten seine Gedanken weiter um das eben Gehörte. Die Worte der Männer konnte nur bedeuten, dass es Verräter in den Reihen der Royal Navy gab.
Nur hatte Jack bedauerlicher Weise nicht den leisesten Verdacht worin dieser Verrat bestand, mal abgesehen von dem offensichtlichen Versuch sich eines Vorgesetzten zu entledigen. Doch Jack wäre nicht Jack wenn er dieses Wissen nicht irgendwie für sich zu nutzen wüsste.
Und so stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen während in seinem Kopf ganz langsam ein Plan Gestalt annahm.
Vielen Dank an alle für's Lesen. Über ein Review und die Nachricht, dass noch irgendwer da draußen ist, der meine Geschichte verfolgt, würde ich mich sehr freuen :-)