Titel: High Pressure

Reihe: Bitten

Timeline: Spielt in / nach Folge 9 Vergeltung am Tag nach dem Alpha-Kampf ... und der Anruf für Elena wegen der Fotoausstellung in Toronto kam noch nicht. Sie ist immer noch auf Stonehaven!

Rating: P-16

Genre: General / Drama / Dominance / Family

Disclaimer:
Die Rechte an den Charakteren und der Serie haben Entertainment One und der kanadische TV Sender Space! Die Idee stammt von der Autorin Kelley Armstrong! Nichts davon gehört mir, aber ich leih sie mir gern noch mal aus!

Warning:
Spanking in dieser Geschichte! Bitte die Geschichte schließen und etwas anderes lesen, wenn das nicht euer Ding ist!

AN: Hallo meine Lieben :) Und weiter geht es mit meiner Bitten Reihe und einer zwei Kapitel Story zu einer Folge! Nachdem ich Vergeltung gesehen hatte, war ich etwas enttäuscht, dass Nick diesen Jimmy Koenig angegriffen hat und nicht Clayton! Für die ganze Folge war es natürlich logischer, aber ... was ist schon Logik?!

Also tauschen wir mal kurz die Rollen und sehen nach, wie Jeremy später auf den Ungehorsam seines Adoptivsohnes reagiert hätte. Ich habe mich hier sehr ausgetobt und hoffe, Clay verzeiht mir das irgendwann ... oder Jeremy, der das Alles ja auch ertragen musste ;)

Die kursiv-gedruckten Textpassagen (außer die Gedanken) sind Dialoge der Folge.


BITTEN: HIGH PRESSURE

"Sie haben den Befehl sich nicht einzumischen!"

Clay konnte immer noch die Worte von Jeremy, die er direkt an Koenig gerichtet hatte, in seinem Kopf hören, während er mit Elena über den breiten Bürgersteig und durch Bear Valley schlenderte.

Ja, genau diese Anweisung hatte der Alpha ihnen allen zuvor auf Stonehaven gegeben und Clay hatte sich sofort dermaßen von Koenig provozieren lassen, dass er angegriffen hatte!

Das ehemalige Rudelmitglied mit der Glatze und der schwarzen Lederjacke hatte Clayton gestern Mittag doch ziemlich provokant angesehen und war ziemlich von sich selbst und seiner Kraft und Macht überzeugt gewesen.

Als der Kampf dann begonnen hatte, war Jeremy nach der ersten, richtigen Attacke auf dem Gelände der alten Seifenfabrik zu Boden gegangen und als Jimmy Koenig sich dann auf ihn hatte stürzen wollen, hatte Clay den Befehl, sich ja nicht einzuschalten, vollkommen ignoriert und sich schützend vor seinen Vater gestellt!

Koenig war stark gewesen.

Auch etwas zu stark für Clay und das hatte der junge Mann sofort zu spüren bekommen als er durch die Luft geschleudert worden war. Hart war er gegen Elena und Nick geknallt und dann wieder auf dem schmutzigen Betonboden der Fabrik gelandet.

Als sie sich wieder aufgerappelt hatten - war der Angreifer mit seiner brennenden Zigarrette zwischen den Zähnen durch eine Tür verschwunden.

Jeremy war zu ihnen geeilt - die linke Hand sanft auf seine noch heilende Stichwunde am Bauch gepresst. Der Blick schmerzerfüllt, aber verbissen! Er wollte diesen Kampf nicht! Doch er hatte keine andere Wahl mehr, denn das Überleben seines Rudels stand auf dem Spiel!

Um sein Leben machte er sich keine Sorgen ... Alle anderen Anwesenden schon.

Kurz hatte Jeremy Danvers in die Gesichter geblickt und hatte dann seinem Adoptivsohn einen warnenden Blick zugeworfen, den Clay sofort richtig gedeutet hatte. Er hatte Jeremy um seinen Alpha-Kampf gebracht und die ganze Situation nur noch verschlimmert, in dem er einfach blind angegriffen hatte.

Jetzt war der auf sie angesetzte Killer in den Weiten der Fabrik verschwunden und alles war noch viel komplizierter geworden.

Clay hatte Jeremy in die blauen und blitzenden Augen gesehen und gerade etwas sagen wollen, als dieser sich bereits umgedreht hatte, um Koenig's Spur aufzunehmen.

"Teilt euch auf und findet ihn," hatte er dann ohne Umschweife befohlen.

Und Clay war gemeinsam mit Elena und Nick über die kleine Treppe und durch die Tür ins Innere der ersten Halle geeilt, um sich an Koenigs Fersen zu heften und seinen Fopax wieder auszubügeln ...

Wie gut, dass Nick Koenig später erledigt und ihm das Genick gebrochen hat, dachte Clay, während er weiter neben Elena herlief. Sie waren in den Strassen von Bear Valley unterwegs. Eine kleine Einkaufstour für das kommende Wochenende.

Am Liebsten hätte ich den Mistkerl selbst gestellt und ihm den Hals umgedreht, dann würde mir Jeremy jetzt vielleicht meine Befehlsverweigerung verzeihen ...

Vielleicht hat er es auch vergessen?

Plötzlich klingelte Elena's Mobiltelefon. Schnell schob sie ihre schanke Hand in die Innentasche der Jacke und zog ihr Handy hervor. Jeremy Danvers calling ...

Sie blieb stehen und Clay tat es ihr gleich. Als Elena den Anruf durch einen Tastendruck entgegen nahm, versuchte sie stoisch den pochenden Schmerz, den sie immer noch in ihrer Schulter spürte, vor ihrem Alpha zu verbergen.

"Ja, Jeremy," meldete sie sich und Clay horchte neben ihr auf! Elena hörte einen Moment zu und sah sich nach hinten um, wo sie in einiger Entfernung den Wagen von Clay sehen konnte mit dem sie gekommen waren. Sie nickte, während sie weitersprach. "Okay! ... Ja, ich sag's ihm! ... Mach ich! Bis später!"

Schnell nahm sie ihr Smartphone vom Ohr, legte auf und sah dann Clayton grinsend ins Gesicht.

"Was," fragte der junge Mann verwirrt. "Was ist?"

"Du tust mir jetzt schon leid," lachte Elena. "Da wir ja nur mit einem Auto hier sind und Jeremy seine Post persönlich abholen muss, wird er vorbei kommen und dich gleich wieder mit zurück nehmen."

Das kann nur heißen, dass ... "Oh, nein ..."

"Ich glaube, er will mit dir ... reden," stocherte Elena noch mal in der Wunde herum, während sie weiter gingen, um zu dem nächsten Laden auf ihrer Liste zu gelangen. Kurz davor drehte sich die Wölfin noch mal zu ihm um. "Meinst du, ich bekomme dein Zimmer, wenn ich ganz lieb frage und Jeremy dich gevierteilt und irgendwo im Garten verscharrt hat?!"

Clay machte riesige Augen. "Das ist wirklich nicht witzig, Elena!"

"Doch! Ein bißchen schon," gab sie schmunzelnd zurück. "Der wird dir das Fell abziehen!"

"Wann fährt er los," fragte Clayton seufzend und versuchte Elena's Kommentar zu ignorieren. "Und wo treffen wir uns?"

Sie sah auf ihre Armbanduhr.

"Er wollte in 15 Minuten los fahren und kommt direkt zu der Poststelle! Also in gut 30 Minuten!"

Clayton Danvers seufzte. Klasse!

Die beiden Rudelmitglieder des New York Packs betraten den kleinen Laden und die Tür fiel hinter ihnen zu. Minuten vergingen. Während Elena auf die Liste sah und sich bereits an einem der Regale mit Haushaltswaren zu schaffen machte, sah Clay immer wieder nervös auf die Uhr. Er spazierte hinter ihr her, nahm lustlos hier und da etwas aus den Regalen und verstaute es in einem Einkaufskorb.

Plötzllich tauchte sie dicht neben ihm auf und legte ein Paket Grillanzünder und eine Flasche Spiritus in den Korb.

"Warum siehst du andauernd auf die Uhr," fragte sie ihn.

Demonstrativ und auch etwas provokant hielt Elena Michaels ihm dann ihr Handgelenk mit Armbanduhr vor die Nase. Clay zuckte kurz zurück und seufzte wieder niedergeschlagen, als er an den Termin mit seinem Vater dachte. Er verdrehte die Augen, packte dann ihr Handgelenk und riss den Arm unsanft herunter.

"Lass das!"

Schulterzucken. "Ich wollte nur behilflich sein. ... Meinst du, Jeremy hat Nick schon aus dem Haus geworfen, damit ihr unter euch seid?!"

"Hoffentlich," seufzte der andere Beta.

Schweigend kauften sie weiter ein, trugen dann alles zu der kleinen Kasse, zahlten und waren wieder auf dem Weg zu Clay's Wagen. Dort stopften sie die Tüten auf die Rückbank und marschierten weiter um die nächste Ecke.

Als sie an der Postfiliale ankamen, war Jeremy's beiger Pick-Up noch nicht zu sehen. Clayton trat bis an das Gebäude heran und lehnte sich dann mit dem Rücken an die alte Hauswand, wo er die Arme vor der Brust verschränkte und die Menschen auf der Strasse beobachtete. Die Zeit verging ...

Elena schmunzelte. "Entspann dich doch mal, Clay!"

"Entspannen," fragte er zurück und zog eine Augenbraue in die Stirn. Leicht grinste er und schüttelte den Kopf. "Wie kann ich mich denn entspannen, wenn Jeremy hier jeden Augenblick auftaucht, nur um mich wie ein kleines Kind zu behandeln, was nicht auf seinen Vater gehört hat und mich dann nach Hause zu kutschieren und mir da die Abreibung meines Lebens zu verpassen?!"

"Ehm," machte Michaels vorsichtig. "Aber du ... hast ja nicht auf ihn gehört und du ... bist sein Kind! Nicht biologisch, aber auf dem Papier, außerdem ist er dein Alpha, also hat er auch das Recht dich zu be-"

"Elena," zischte Jeremy's Sohn jetzt sauer zurück. "Ich weiss sehr genau, was er tun kann! Okay?! ... Kannst du jetzt bitte von etwas anderem reden oder ganz den Mund halten?! Ich würde mir gerne noch ein paar glaubhafte und gute Entschuldigungen überlegen, um die Chance zu minimieren, dass er mir den Kopf abreißt!"

"Dir das Fell abzieht," stimmte Elena mit ein, ohne irgendwie Rücksicht auf Clay's Gefühle zu nehmen. Dann sah sie angespannt an ihm vorbei und auf die Strasse. "Dann denk mal schneller! Da hinten kommt er schon!"

Was? "Was?!"

Elena grinste. Natürlich hatte der weibliche Tracker des Packs ihren Anführer zu erst bemerkt!

Ihr Partner war auch momentan zu sehr abgelenkt mit ... düsteren Gedanken wie Warum war ich nur so dumm? ... Er wird mich umbringen ... Er wird mir keine Chance geben mich zu rechtfertigen ... Wie sollte ich mich auch rechtfertigen? ... Ich habe meinen Fokus verloren und mich provozieren lassen ... Scheiße! Langsam drehte Clay seinen Kopf herum, nur um den Pick-Up zu sehen, der gemächlich die Strasse hinunter rollte.

Jeremy fuhr einige Meter entfernt auf einen freien Parkplatz auf der rechten Seite und der Motor erstarb. Nach ein paar Sekunden stieg der Rudelführer aus dem Auto, schlug die Tür zu und stopfte sich die Schlüssel in seine Jackentasche, während er um den Wagen herum ging und auf den Bürgersteig trat.

Er war viel schneller bei ihnen, als es Clay lieb gewesen wäre. Clayton stieß sich von der Wand ab und Elena und er drehten sich zu Jeremy um, als dieser näher kam und schließlich vor ihnen stehen blieb.

Der Alpha trug schwarze Hosen und einen dunklen Pullover! Ein blitzend weißer Kragen des Hemdes, was er unter dem Pullover trug und schwarze Schuhe rundeten das Gesamtbild des erfolgreichen Malers, der diverse Gemälde und andere Kunstgegenstände in seinem großen und anschaulichen Haus beherbergte, vollends ab!

Zunächst warf er seinem Sohn einen strengen Blick zu, dann wandte er sich an Elena.

"Wie weit seid ihr mit der Einkaufsliste gekommen?"

Die einzige Frau des Danvers' Rudel deutete auf die Liste, sagte ihm welche Dinge sie bereits gekauft hatten und das es nicht mehr so viel war und sie das auch ganz gut allein bewältigen könne, was Clay wieder dazu veranlasste mit den Augen zu rollen.

Jeremy sagte ihr noch zwei Dinge, die Elena sich schnell merkte und teilte ihr dann eine Uhrzeit mit, zu der sie wieder nach Stonehaven zurück kehren sollte. Falls das Gespräch doch länger dauern würde, riefe Jeremy sie auf dem Handy an.

"Okay," gab sie zurück und zuckte die Schultern, was wieder zu Schmerzen führte, die sie Jeremy aber nicht zeigen wollte. "Kein Problem! Ich ... werde mal Philip anrufen."

"Tolle Idee," knurrte Clay leise.

Elena wollte gerade etwas erwidern, als sie von dem Alpha gestoppt wurde, der sich aber an Clay wandte!

"Und du," befahl Jeremy warnend und deutete mit dem Finger auf die Brust seines Adoptivsohnes. "Bleibst genau hier stehen und wartest auf mich!"

Nicken. "Ja, mach ich."

Jetzt nickte auch Jeremy endlich, warf kurz Elena einen weichen, liebevollen Blick zu und drehte sich um. Ein älterer Mann mit Brille und Hut kam aus dem Gebäude und hielt Jeremy die Tür auf, der sie lächelnd entgegen nahm und dann hinein eilte.

Clay lehnte sich wieder mit dem Rücken an die Hauswand. "Warum konnte er mich nicht gestern schon anschreien, als wir zurück gekommen sind?! Diese Warterei geht mir auf die Nerven!"

"Da war er zu müde," klärte Elena ihn auf und machte eine Bewegung mit dem Kopf in Jeremy's Richtung, der bereits aus ihrem Blickfeld verschwunden war. Sie sah wieder Clay an. "Jetzt sieht er ziemlich ausgeruht und frisch aus! Und seine Wunde scheint ihm auch nicht mehr all zu große Probleme zu machen."

"Vielen Dank für die Zusammenfassung," zischte Clay leise.

Sie hielt eine Hand auf! "Ich brauche deine Schlüssel!"

Er zog seinen Schlüsselbund aus der Jeanstasche und drückte ihn Elena in die ausgestreckte Hand. Die junge Frau stopfte sie in die Jackentasche und seufzte müde. Mit zwei Fingern strich sie eine blonde Strähne aus ihrem hübschen Gesicht.

"Ich geh dann mal! Viel Glück!"

Clay konnte nur noch Elena nachsehen, die sich von ihm und der Postfiliale entfernte und die weiteren Einkäufe für ihr Rudel erledigte. Er drehte seinen Kopf wieder herum und sah interessiert durch die blank geputzte Scheibe in den Verkaufsraum der Post.

Eine Menschenschlange von sechs Personen - an deren Ende Jeremy stand und fast genau so aussah wie Clay sich bereits seit 20 Minuten fühlte.

Gelangweilt, genervt und irgendwie auch noch ziemlich erschöpft.


Erstaunliche 35 Minuten später hockte Clayton Danvers auf dem Beifahrersitz des Pick-Up und schnallte sich an. Er tippte mit den Fingerspitzen auf seinem Hosenbein herum, während er durch die glasklare Windschutzscheibe auf ein anderes Auto starrte, während Jeremy neben dem Wagen stand und sich mit Sheriff Morgan unterhielt, die sie vor fünf Minuten gesehen und dann am Wegfahren gehindert hatte.

Clay rückte ein Stück nach vorn, drehte den Zündschlüssel und schaltete das Radio ein. Er regulierte schnell die Lautstärke und begann einen guten Sender zu suchen, der die Rückfahrt nach Stonehaven einigermaßen erträglich machen würde.

In völliger Stille neben Jeremy sitzen, wollte der junge Mann nicht. Außerdem sollte das aufgedrehte Radio seinem Vater signalisieren, dass Clay nicht mehr länger hier herumsitzen und endlich los fahren wollte.

Iggy Pop dröhnte aus den alten Boxen des Wagens und hatte das Gespräch zwischen Morgan und Jeremy fast ausgeblendet, als Clay plötzlich ein leises Klopfen neben sich hören konnte. Sofort wandte er seinen Kopf herum, nur um Jeremy zu sehen, der seine Finger wieder von der Scheibe der Fahrerseite zog und ihn mit dem Zeigefinger zu sich lockte.

"Kommst du mal," rief der Mann seinen Adoptivsohn leise.

Seufzend öffnete Clay seine Tür und stieg aus dem Auto. Er schlug die Tür zu, kam um die Schnauze des Pick-Ups herum, nur um sich dann neben Jeremy zu stellen. Er sah erst seinen Adoptivvater an, dann den Sheriff und wieder Jeremy!

"Ja? ... Was-"

"Hast du nicht vergessen mir etwas zu sagen," unterbrach der ältere Danvers ihn.

Er legte den großen Stapel Briefe und Päckchen auf das Wagendach.

"Was meinst du," fragte Clayton zurück.

Ein Blick zu Morgan - dann wieder zu seinem Adoptivvater ... Dieser legte jetzt nachdenklich den Kopf schief und musterte den Betawolf prüfend und auch etwas verärgert. Jeremy ließ ihn kurz überlegen und als nach ein paar Sekunden immer noch keine Antwort kam, verlor der Alpha die Geduld.

"Ich meine, dass Sheriff Morgan vor vier Tagen bei uns war und du sie begleitet hast," klärte Jeremy ihn auf. "Hier her in die Stadt und für ein Verhör, Clayton! Weil Mr. Braxton tot aufgefunden wurde?"

Clay sah ganz kurz auf den Boden zu seinen Füßen, dann seinem Vater in die blauen Augen.

Räuspern. "Ja, das ... ist mir irgendwie entfallen."

Irgendwie entfallen?! Der ältere Mann öffnete etwas ungläubig den Mund. Doch gerade als er auf die dumme Antwort Clayton's antworten wollte, kam Morgan ihm dazwischen.

"Mr. Danvers? Es war nur eine Befragung! Nichts weiter! Wir haben alles geklärt und ihr Sohn hat keinerlei Rechtsbeistand benötigt! Wie gesagt, es war eine Befragung und kein Verhör!"

Clay konnte erkennen, dass Jeremy gerade stinkwütend auf ihn war. Auch wenn er versuchte, dieses Gesicht dem Sheriff nicht zu deutlich zu zeigen.

"Eh, aber sie wussten doch, dass ich mit Clay sprechen wollte?"

Der Alpha nickte. "Das stimmt schon, Sheriff! Allerdings hätte ich das lieber von meinem Sohn gehört, als von ihnen! Sie hätten sich auch nicht den weiten Weg machen müssen. ... Er wär zu ihnen gekommen!"

Innerlich rollte Clay mit den Augen, denn er wusste, worauf Jeremy hinaus wollte. Eigentlich sollte niemand Unbefugtes sein Haus betreten! Und dann womöglich etwas finden, was er nicht finden sollte. Schon gar kein Cop!

Wenn Jeremy als Rudelführer Besuch hinein bat, war das etwas völlig anderes. Denn er hatte dann die Verantwortung und konnte innerhalb von nur ein paar Sekunden entsprechend reagieren, sollte es nötig sein.

Morgan hätte die Schreie von Cain hören können, der unten in dem Verlies gehockt hatte und das hätte Jeremy ganz sicher nicht riskieren wollen. Und Erklären schon gar nicht!

Clayton nutzte sie Stille um sich vorsichtig zu rechtfertigen.

"Du hast geschlafen! Darum habe ich dir nichts gesagt, Dad! Das hätte ich später gemacht."

Eine wirklich nette Umschreibung dafür, dass ich da oben im Fieber gelegen und gegen das Gift gekämpft habe, Clayton!

"Hast du aber nicht, oder?"

Jeremy sah ihn an, wandte sich dann aber lieber an Morgan!

"Sie haben alles mit meinem Sohn geklärt," fragte er zielsicher. "Nehme ich an? Er ist jetzt nicht mehr verdächtig?"

Sie lächelte leicht. "Nein, Mr. Danvers! Alles in Ordnung!"

"Würde es ihnen dann etwas ausmachen, wenn wir jetzt nach Hause zurück fahren," fragte Jeremy betont freundlich, so dass sich Clay fast der Magen umdrehte.

Der Anschiss, den er in ein paar Minuten zu Hause zu hören bekommen würde, würde ihn ganz sicher an seine Grenzen bringen!

Relativ schnell verabschiedeten sich die beiden Danvers' von Morgan und sie stieg in ihr Polizeifahrzeug und brauste davon!

Jeremy sah ihr noch kurz hinterher, dann ging auch er einen Schritt zurück zu seinem Wagen und öffnete die Tür. Er nahm die Post mit beiden Händen vom Dach, während Clay erstmal nur stehen blieb und bereits jetzt schon über Schadensbegrenzung nach dachte.

"Clay?"

"Ja, ich komme ..."

Er drehte sich um und ging um den Pick-Up herum, nachdem Jeremy ihn einmal laut gerufen hatte.

Zügig stieg er ein, Jeremy reichte ihm die Post und startete seinen Wagen. Er setzte den Blinker und brauste aus der Parklücke. Auf der Strasse hielt er sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, bog langsam um die nächste Ecke und griff dann nach vorn um das Radio auszuschalten. Ein paar Sekunden war es still ...

"Ich hätte dir noch Bescheid gesagt, dass sie da war," rechtfertigte sich Clay dann in einem etwas gereizten Ton bei seinem Alpha! Verbissen hielt er den Stapel auf seinem Schoß fest, während Jeremy wieder den Blinker setzte und abbog. "Du übertreibst! Und du tust gerade so, als hätte ich ihr Wer weiß was gezeigt!"

"Das hätte aber durchaus passieren können, oder nicht," erwiderte Jeremy, während er seine Augen auf die Strasse heftete und den Wagen auf den Waldweg lenkte, der sie nach Stonehaven führen würde. "Sieh bitte die Post durch und sag mir, ob etwas Wichtiges dabei ist!"

Clay ließ die Schultern hängen und warf einen ersten Blick auf die Briefe und Päckchen.

"Es ist aber nichts passiert, Jeremy," beharrte Clayton energisch.

Der rebellische Ton und die Lautstärke, in der Clay diesen einen Satz hinausgezischt hatte, brachte Jeremy im Nu dazu, scharf auf die Bremse zu treten, das Lenkrad nach rechts zu reißen und den Pick-Up am Strassenrand in einer Staubwolke zu stoppen!

Clayton wurde abrupt nach vorn und in seinen Sicherheitsgurt gerissen und die Hälfte der Briefe fiel in den Fußraum zwischen seine Stiefel. Ganz langsam und mit pochendem Herzen richtete sich der junge Mann wieder auf und drehte vorsichtig seinen Kopf zu seinem Adoptivvater, der mit einer schnellen Bewegung die Zündung gekappt hatte. Der finstere Blick sagte ihm unmißverständlich, dass er sich hier zu weit ... vorgewagt hatte.

Und trotzdem hielt ihn das nicht davon ab, sich weiter zu rechtfertigen.

"Aber es ist doch s-"

Das leise Knurren von seinem Alpha hielt Clayton sofort davon ab, den Satz zu Ende zu sprechen.

So schnell wie Clay jetzt den Mund wieder geschlossen hatte - so blitzartig hatte Jeremy mit der Rechten zugepackt!

Clay spürte den Druck und Schmerz in seinem Nacken sofort! Er wurde nach unten gedrückt und in einer sehr unbequemen Position auf seinem Sitz gehalten, während Jeremy ihn von der Seite aus musterte. Worte waren erstmal seitens des Alphas nicht mehr nötig. Clay hatte auch so verstanden, dass keine Wiederworte mehr geduldet wurden. Was er jetzt aus dieser Situation machte, lag ganz allein bei dem Beta ...

Sekunden vergingen ... dann wurden es Minuten.

Jeremy hielt ihn immer noch mit dem Dominanzgriff fest und nach unten gedrückt und Clay versuchte krampfhaft nicht dagegen zu halten und sich nicht zu wehren. Und langsam fiel ihm das Durchatmen immer schwerer.

Nach einer weiteren Minute hörte Jeremy schließlich ein leises Fauchen. Bittend. Bettelnd. Flehend. Jeremy sah auf seinen Sohn hinab, der gerade in der Sprache der Wölfe still mit ihm kommunizierte und ihn vorsichtig dazu bringen wollte, ihn endlich frei zu geben.

"Solltest du mir jetzt nur noch ein Mal wiedersprechen, Clay," warnte Jeremy ihn mit leiser aber ernster Stimme ohne seinen Griff auch nur einen Hauch zu lockern. "Werden das gleich die schlimmsten und schmerzhaftesten zwei Stunden deines Lebens! Haben wir beide uns jetzt verstanden? Oder möchtest du hier draußen einen kleinen Vorgeschmack? Auch auf die Gefahr hin, dass jederzeit ein Auto vorbei kommen kann? Hm?"

Oh, Gott! Nein ... "Nein, nein! I-ich hab verstanden, Jeremy! Ich halt den Mund!"

Die Hand war weg!

Vorsichtig richtete sich Clay wieder in seinem Sitz auf und fasste sofort nach hinten und an seinen Nacken, um sich den Schmerz herauszureiben. Dann sah er vorsichtig zu seinem Vater hinüber, der ihn anstarrte.

"Es tut mir leid." Clay schluckte. "Wirklich. Wir ... können jetzt weiter fahren!"

"Ach, können wir das?! ... Hebst du jetzt mal endlich meine Post vom Boden auf?!"

Clay bückte sich sofort und sammelte schnell die herunter gefallenen Briefe von der Fußmatte des Wagens. Etwas nervös hielt er sie auf seinem Schoß zusammen und warf wieder Jeremy einen fragenden Blick zu. Dieser lehnte sich in seinen Sitz und legte die Finger an die Zündschlüssel, um den Wagen endlich wieder zu starten.

Er sah noch mal zu seinem Sohn. "Clay? Ich sagte, du sollst die Post durchsehen oder?"

Sein Junge seufzte. "Ja, Sir ..."

"Dann tu es bitte jetzt!"

Clay hob den ersten Brief hoch, drehte ihn herum und warf einen Blick auf den Absender, während Jeremy den Pick-Up startete und wieder auf die Strasse zurück rollte.

Ein paar Meilen später, hatte der jüngere Danvers zwei Stapel sortiert und auf die beiden Päckchen drapiert, die er auf seinen Beinen fest umklammerte, damit sie durch den rasanten Fahrstil seines Vaters nicht wieder durch das halbe Auto geschleudert wurden.

Tbc ...