Die letzten Tage hatten ihn aber schwer zugesetzt. Dass die Arbeit nie ein Ende nahm, war ihm bewusst und normalerweise störte es ihm auch nicht, aber wenn er jeden Tag bis tief in die Nacht arbeiten musste, verließen auch ihn die Kräfte irgendwann. Unzufriedenheit und Frustration hatten sich in ihm breit gemacht.
Morgens war er müde und über den Tag hinweg wurde es nur schlimmer, doch zusätzlichen Schlaf konnte er sich nicht leisten.

Verschlafen stand er auf dem Balkon und sah auf seinen Garten. Die Sonne ging gerade auf. Ein schöner Anblick, den er wohl auch genossen hätte, wenn er nicht so müde gewesen wäre und wenn er den Sonnenaufgang zurzeit nicht täglich sehen würde. Mit der Zeit verlor alles seinen Glanz.
Wie oft hatte er davon geträumt den Sonnenaufgang mit seiner Frau zu bewundern? Eng aneinander gekuschelt auf dem großen Sofa. Er würde ihr durch ihr weiches Haar streichen. Ihr Kopf würde auf seiner Brust ruhen und seinem Herzschlag lauschen. Ab und zu würde er ihre einen Kuss geben und dann würden sie gemeinsam wieder aus dem Fenster schauen. Dabei zusehen, wie die Sonne langsam alles in ein helles gelb färbte und wie allmählich die Welt erwachte.

So ein Start in den Tag würde aber auch bedeuten, dass er wahrscheinlich gar nicht aufstand und irgendwas arbeitete, weshalb es in der jetzigen Situation nicht möglich war und würde es wohl auch nie sein.

Sanft wurden zwei Arme um ihn geschlungen. Seine Frau hatte sich angeschlichen und von Hinten umarmt.
„Warum schaust du so traurig aus dem Fenster? Ist was passiert?"
Sie war wohl erst vor kurzem aufgestanden, da ihre Stimme noch sehr verschlafen klang.
„Nein, alles gut. Ich bin nur noch etwas müde."
„Verstehe. Dann solltest du vielleicht früher ins Bett gehen oder etwas länger schlafen. Oder gefällt es dir neben mir im Bett nicht mehr?"
Mit einem provokanten Lächeln auf den Lippen ließ sie ihn los und schlenderte in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen.
Nach wenigen Minuten kam sie wieder zurück und stellte sich neben ihn.
„Die Arbeit hält mich vom Schlafen ab. Ich würde auch gerne mehr Zeit mit dir verbringen."
„Dann solltest du das vielleicht einfach tun. Ich glaube, deine Geschäfte können auch mal einen Tag länger warten."
Vorsichtige lehnte sie sich an ihn und legte ihren Kopf an seine Schulter. Ein sanftes Lächeln zierte ihr Gesicht und erhellte damit Ye Qius Gemüt.